Wie XING an Bedeutung verliert

Letzten Sommer habe ich mit dem CEO einer kleinen Firma über ihre Online-Strategie gesprochen. Als wir auf das Social Network LinkedIn zu sprechen kamen, meinte er, er habe ja XING. Und habe keine Zeit und Energie, überall präsent zu sein. Obwohl ihm in der selben Woche einer seiner Kadermitarbeiter auf LinkedInd eine Freundschaftsanfrage geschickt hat.

Für Social Networks ist die Masse zentral wichtig. Die Benutzer wollen da hin, wo ihr Umfeld ist. Niemand pflegt Profile, die niemanden interessieren oder benutzt Social Networks, die Geisterstädten gleichen. Die Geschichte von StudiVZ hat deutlich vor Augen geführt, was eine Abwanderung von Nutzern bedeutet.

Aus Sicht von XING muss es also oberstes Ziel sein, die gute Stellung möglichst zu halten und eine Abwanderung zu LinkedIn zu verhindern. Im vergangenen Jahr wurde jedoch genau in gegenteilige Richtung gearbeitet:

1. Wurden die Schweizer Premium-Kunden sehr viel stärker zur Kasse gebeten. XING hat dadurch einige User verloren.
2. Hat XING die Preise für Unternehmensprofile angepasst. Während früher für jährlich Fr. 1000.- bis Fr. 1500.- Premium-Funktionen genutzt werden konnten kostet eine Präsenz mit erweiteren Funktionen monatlich über Fr. 300.-. Für kleine KMU rechnet sich dies nicht, Kosten/Nutzen stimmen nicht. Wenn man eine Marktmacht hat, kann man bei Unternehmen durchaus mit dem Preis die Grenzen ausloten. Doch die Gefahr besteht, dass dadurch die Marktmacht (welche XING im deutschsprachigen Raum bei den Business-Netzwerken noch hat) verloren gehen kann.

Mit diesen Massnahmen wurden und werden Kunden vertrieben. Einerseits die User, andererseits aber auch kleinere Unternehmen, welche gerade in der Schweiz eine hohe Bedeutung haben. Ist es der Anfang vom Untergang von XING?

Der eingangs erwähnte CEO hat mir übrigens letzte Woche eine Kontaktanfrage auf LinkedIn geschickt. Ein schlechtes Zeichen für die Zukunft von XING.

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